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Fachkräftesicherung ist in aller Munde. Die duale Berufsausbildung ist das Instrument zur Fachkräftesicherung, so Gerd Woweries, stellvertretender Geschäftsführer des ABB Ausbildungszentrums Berlin gGmbH im Interview.

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girlsatec: Herr Woweries, Sie haben einmal gesagt, die duale Ausbildung läge Ihnen am Herzen. Warum?

Die duale Ausbildung ist ein hervorragendes Bildungsinstrument. Sie verknüpft eine praktische Ausbildung im Betrieb mit einer theoretischen Ausbildung in der Schule.

Gerd Woweries: Die duale Berufsausbildung ist das Ausbildungsinstrument, um den Fachkräftenachwuchs für die Unternehmen zu sichern. Sie ist aber auch ein hervorragendes Bildungsinstrument für die Jugendlichen, weil sie zum einen eine sehr gute Ausbildung im dualen System durch die sehr gute Verknüpfung von praktischer Ausbildung im Betrieb und theoretischer Ausbildung in der Schule bekommen. Zum anderen werden die Jugendlichen von gut ausgebildeten Ausbildern in den Unternehmen ausgebildet. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten sie zum größten Teil einen festen Arbeitsplatz und erzielen bereits während der Ausbildung in Form der Ausbildungsvergütung ein eigenes Einkommen.

Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die in ihrem Ausbildungsbetrieb nach abgeschlossener Berufsausbildung arbeiten, binden sich stärker an ihr Unternehmen als Mitarbeitende, die vom freien Arbeitsmarkt rekrutiert wurden.

Die Unternehmen haben einen hohen Fachkräftebedarf und nicht nur im akademischen Bereich, sondern vor allem auch im Bereich der Facharbeiterinnen und Facharbeiter. Für Unternehmen ist die duale Berufsausbildung ein hervorragendes Instrument, um den eigenen Nachwuchs u.a. auch betriebsspezifisch auszubilden. Dazu kommt, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass die Bindung der ausgebildeten Fachkräfte an die Betriebe dann höher ist, wenn sie in dem Betrieb arbeiten, in dem sie auch ausgebildet wurden, als wenn Betriebe Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom freien Arbeitsmarkt beschäftigen. Ein weiterer Punkt, der für die betriebliche Ausbildung spricht, ist, dass  die Auszubildenden während ihrer Ausbildung bereits in die Wertschöpfung des Unternehmens einbezogen werden.

girlsatec: Die Studienneigung steigt bei der jungen Generation. Warum sollten sich Jugendliche für eine duale Ausbildung entscheiden?

Die duale Ausbildung kann einem viele Türen nach Erhalt des Berufsabschlusses eröffnen – weltweit.

Gerd Woweries: Erstens, weil sie dort ein sehr hohes Qualifikationsniveau erreichen können. In einigen Berufen sogar ein höheres Qualifikationsniveau als in bestimmten akademischen Ausbildungen, die mit einem Bachelor abschließen. Mit einem Berufsabschluss im gewerblich-technischen Bereich genießt man als deutsche Facharbeiterin bzw. als deutscher Facharbeiter einen sehr guten Ruf und kann im Prinzip weltweit eingesetzt werden. Zweitens bietet eine duale Ausbildung eine hervorragende Grundlage, auf Basis derer man später ein Studium anschließen kann.

girlsatec: Für wen eignet sich eine Ausbildung? Was sollten Jugendliche mitbringen?

Gerd Woweries: Grundsätzlich eignet sich eine Ausbildung für jede Jugendliche bzw. jeden Jugendlichen. Mitbringen sollten Jugendliche Kenntnisse, die ihnen im Schulalltag vermittelt wurden. Dazu zählen Grundkenntnisse in Mathematik und deutscher Sprache sowie Allgemeinbildung. Was über allem schwebt, sind bestimmte soziale Kompetenzen, die während der Ausbildungszeit vertieft und verstärkt werden. Wichtig ist vor allem Zuverlässigkeit.

girlsatec: Und für wen eignet sich eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich?

Gerd Woweries: Für Jugendliche, die eine Neigung für praktische Tätigkeiten haben, die praktisch begabt sind und für die Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer nicht ganz fremd sind.

girlsatec: Die Studienneigung ist bei Jugendlichen in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Qualifizierung der jungen Generation wird sich in Folge bis 2030 ändern. Nach Berechnungen des „Bundesinstitut für Berufsbildung“ wird der Anteil der Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung dann voraussichtlich nur noch bei 45% liegen. Was raten Sie vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Bezug auf ihre Nachwuchs- bzw. Fachkräfterekrutierungsstrategien?

Wir brauchen ein Umdenken in der Gesellschaft: nicht nur der akademische Weg ermöglicht ein zufriedenes Leben. Eine duale Ausbildung kann gleichermaßen dazu führen.

Gerd Woweries: Es beginnt aus meiner Sicht nicht mit den KMU, sondern mit den bekannten, mit den größeren Unternehmen. Große Unternehmen müssten:

  • darstellen, über welche Karrieremöglichkeiten junge Menschen verfügen, wenn sie eine duale Ausbildung absolviert haben. Nämlich über sehr gute.
  • bekannt machen, dass der Verdiensteinstieg nach abgeschlossener Ausbildung zum Teil sogar deutlich höher liegt, als nach einem abgeschlossenen Studium bzw. nach einer akademischen Ausbildung.
  • darüber informieren, dass man auch nach abgeschlossener dualer Ausbildung eine Aufstiegsfortbildung im beruflichen Bereich machen kann und auch damit Karrieremöglichkeiten in den Unternehmen gegeben sind.
  • viel präsenter in der Öffentlichkeit aufzeigen, dass man mit einer abgeschlossenen dualen Ausbildung auch noch im akademischen Bereich Möglichkeiten hat, d.h. studieren kann und hiermit Karrieren fortgesetzt werden können.
  • KMU müssen intelligente Rekrutierungsstrategien entwickeln und stärker auf die Eltern der Jugendlichen zugehen.

Wenn über diese Maßnahmen erreicht ist, dass in der Gesellschaft langsam ein Umdenken stattfindet, dass eben nicht nur der akademische Weg der Weg ist, der einem ein zufriedenes Leben ermöglicht, sondern dass dies auch über die duale Ausbildung erreicht werden kann, dann kann man sich darüber unterhalten, was KMU unternehmen können. Einiges können KMU allerdings auch jetzt schon umsetzen:

  • sich z.B. im Vorfeld der Besetzung ihrer dualen Ausbildungsplätze stärker für ihre potentiellen Azubis engagieren. D.h. sie müssen Anstrengungen unternehmen, potentielle Azubis bereits in der Phase der Bewerbung an das Unternehmen zu binden.
  • Sie müssen intelligente Rekrutierungsstrategien entwickeln, vielleicht auch gemeinsam mit Partnern, die auf diesem Gebiet bereits Erfahrungen haben. KMU haben leider häufig den Nachteil, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung und in den Köpfen der Eltern und Jugendlichen nicht so bekannt sind.
  • ggf. in dem Umfeld, in dem sie rekrutieren, viel stärker auf die Eltern zugehen, denn Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Berufs- und Unternehmenswahl der Jugendlichen.
Nur wenigen ist bekannt, dass Mädchen nach dem Schulabschluss über bessere Voraussetzungen für eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich verfügen, als gleichaltrige Jungen.

girlsatec: Untersuchungen zeigen, dass deutlich weniger junge Frauen sowohl MINT-Fächer studieren, als auch eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich machen. Welche Gründe sind Ihnen als stellvertretender Geschäftsführer eines großen Ausbildungszentrums in Berlin bekannt?

Gerd Woweries: Frauen sind eher geneigt, in den kaufmännischen oder in den Verwaltungsbereich zu gehen, weil noch immer die Vorstellung vorherrscht, dass gewerblich-technische Berufe reine Männerberufe sind. Es wird angenommen, dass die Arbeit in diesem Bereich schwer und dreckig ist. Zudem ist wenig bekannt, dass Mädchen in dem Alter, in dem man eine Ausbildung beginnt, über bessere Voraussetzungen für gewerblich-technische Berufe verfügen als Jungen. Sie verfügen über  bestimmte Kompetenzen wie Zielstrebigkeit, Genauigkeit und feinmotorische Fähigkeiten, die sie viel besser qualifizieren als junge Männer. Ein weiterer Grund mag darin zu sehen sein, dass leider auch den jungen Frauen häufig nicht bekannt ist, welche Chancen ihnen eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich bietet – angefangen von der Höhe der Vergütung bis hin zu dem ganz breiten Einsatzspektrum weltweit.

girlsatec: Was müssten Unternehmen, was müssten Schulen und vielleicht auch die Politik Ihrer Ansicht nach machen, um die Zielgruppe junger Frauen über Anforderungen und Chancen einer dualen Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich zu informieren?

In der Berufsorientierung müsste stärker darauf hingewiesen werden, dass Mädchen und junge Frauen sehr geeignet für technische Berufe sind.

Gerd Woweries: Die Politik müsste dafür sorgen, dass der Kenntnisstand der Eltern so ist, dass auch Eltern wissen, dass gewerblich-technische Berufe für Mädchen durchaus geeignet sind. Diese Berufe bieten ihnen gute Verdienstmöglichkeiten und die Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Politik müsste zudem dafür Sorge tragen, dass in den Schulen im Rahmen der Berufsorientierung viel stärker darauf hingewiesen wird, dass technische Berufe für Mädchen und junge Frauen sehr geeignet sind. Die Schulen müssten von ihrem tradierten Verhalten Abstand nehmen, nur Schülern technische Berufe als Berufsoption aufzuzeigen. Zudem müssten Schulen die duale Ausbildung als gleichwertigen Bildungsweg gegenüber der akademischen Ausbildung darstellen. Und es muss in den Vordergrund gerückt werden, dass die Gruppe der Schülerinnen das gleiche Potential wie die Gruppe der Schüler hat, einen gewerblich-technischen Beruf zu erlernen. Der ganze Bereich der Berufsorientierung muss noch viel stärker ausgeweitet und qualitativ besser an den Schulen organisiert und dargeboten werden.

girlsatec: Als Vater dreier Kinder sagen Sie Eltern, die sich nicht vorstellen können, dass ihre Töchter einen technischen Beruf erlernen, was?

Gerd Woweries: Selbstkritisch muss ich sagen, dass es mir auch nicht gelungen ist, meiner großen Tochter zu vermitteln, dass ein technisches Studium oder das Erlernen eines technischen Berufs beste Möglichkeiten bietet. Zu dem Zeitpunkt, als es um die Berufsorientierung meiner großen Tochter ging, kannte ich die Möglichkeiten einer dualen Ausbildung noch nicht. Ich bin also das beste Beispiel dafür, dass berufs- und ausbildungsbezogene Informationen nicht bei Eltern ankommen: „sie sind draußen nicht vorhanden“. Wenn ich stattdessen als Elternteil beispielsweise höre, dass BMW jungen Frauen tolle Karrierechancen nach Abschluss einer Ausbildung – z.B. im technischen Bereich – bietet, dann nehme ich das als Elternteil wahr und auf. Für Eltern sind Informationen glaubwürdiger, wenn sie von denen transportiert werden, die diese Chancen auch anbieten, als wenn entsprechende Informationen von der Politik oder von Verbänden vermittelt werden. Leider sind viele Unternehmen hier noch zu inaktiv.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass man als Eltern immer das Interesse hat, dass es den eigenen Kindern gut geht. Ich denke, wenn man als Elternteil weiß, dass die Kinder einen Beruf erlernt haben – sei es in der dualen Ausbildung oder im Rahmen eines Studiums – der bzw. das ihnen größtmögliche Chancen oder Einsatzmöglichkeiten im späteren Leben sichert, sie mit dem Beruf Geld verdienen können, um eine eigene Familie zu gründen, wüsste man als Eltern, dass es den Kindern gut geht. Technische Berufe sind hier besonders geeignet, weil in diesem Bereich ein ungemeiner Bedarf besteht, weil diese Berufe sehr abwechslungsreich und spannend sind und gut vergütet werden.

girlsatec: Im September beginnt das neue Ausbildungsjahr, gibt es noch freie Plätze?

Gerd Woweries: Im Moment suchen wir noch. Da wir uns jedoch nur noch weniger als sechs Wochen vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres befinden, ist der Besetzungsprozess momentan sehr dynamisch. Junge Frauen und Männer, die jetzt noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten sich besser heute als morgen bewerben.

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